Eine Schritt-für-Schritt Anleitung aus der Praxis für den ersten KI-Use Case – inklusive erprobtem Setup, klaren Rollen und direkt einsetzbarer Vorlage.
Künstliche Intelligenz ist längst keine Vision mehr – sie wirkt bereits. In vielen mittelständischen Unternehmen laufen erste Tests, Tools werden ausprobiert, Erfahrungen gesammelt. Was dabei den Unterschied macht, ist nicht die Technologie – sondern die Art, wie gestartet wird.
Dieser Artikel basiert auf realen Projekten. Er zeigt, wie ein KI-Pilot ohne große IT-Abhängigkeit und mit klarer Struktur umgesetzt werden kann. Kein theoretisches Framework, sondern ein pragmatischer Leitfaden aus der Praxis: Welche Rollen erforderlich sind, welches Setup ausreicht und welche Schritte sich bewährt haben.
Wer klein, fokussiert und praxisnah startet, schafft echte Wirkung – und legt den Grundstein für skalierbare KI-Nutzung im Unternehmen.

Inhaltsverzeichnis:
- Voraussetzungen: Was wirklich gebraucht wird
- Der richtige Use Case: „PowerPoint-Thema“ oder echte Entlastung
- Schritt-für-Schritt zum ersten KI-Pilot
- Rollen & Verantwortlichkeiten im Pilot
- Tools & Vorlagen, die sofort nutzbar sind
- Fazit: Jetzt starten, statt warten
Voraussetzungen: Was wirklich gebraucht wird
Kein Data Warehouse. Kein Entwicklerteam. Sondern Klarheit, Fokus und ein agiler Startpunkt.
Viele KI-Initiativen scheitern, bevor sie beginnen – nicht an der Technologie, sondern an überzogenen Erwartungen an das Setup. Dabei ist der technologische Reifegrad inzwischen so hoch, dass einfache Tools und bestehende Datenformate oft ausreichen, um erste produktive Ergebnisse zu erzielen. Der Schlüssel liegt nicht in der perfekten Infrastruktur, sondern im funktionierenden Zusammenspiel von drei Komponenten: Menschen, Tools und klar definierten Zielen.
Was reicht für den Anfang?
Ein einfacher, aber wirksamer KI-Pilot benötigt:
- Ein konkreter Anwendungsfall: Kein Laborszenario, sondern ein echter Prozess aus dem Alltag – idealerweise wiederholbar und mit spürbarem Aufwand verbunden.
- Ein Basis-Toolset: Moderne KI-Modelle wie GPT-4 oder Claude können über Standard-Tools wie Microsoft 365, Excel oder einfache Webinterfaces produktiv genutzt werden. Kein dedizierter KI-Stack notwendig.
- Datengrundlage im Griff: Es genügen strukturierte oder semistrukturierte Daten aus dem operativen Betrieb – z. B. E-Mails, PDFs, Protokolle oder ERP-Exports. Wichtig ist: Zugriff vorhanden, Format verständlich.
- Klare Sicherheitsgrenzen: Nutzung nur in definierten Rahmen, ggf. mit Anonymisierung oder Sandbox-Umgebung.
Rollen im Pilot-Team – klein, aber entscheidend
Für die Umsetzung reicht ein schlankes Dreier-Setup mit klaren Verantwortlichkeiten:
Rolle | Aufgabe | Typisches Profil |
---|---|---|
Sponsor | Priorisiert das Thema, schützt Zeit und Ressourcen | Geschäftsführung, Bereichsleitung |
Use Case Owner | Kennt den Prozess, liefert reale Daten & Feedback | Teamleitung, operative Führungskraft |
KI-Enabler | Implementiert, testet und optimiert die Lösung | IT-affine Fachkraft, Digital Scout oder externer Sparringspartner mit Umsetzungserfahrung |
Gerade im Mittelstand ist diese Konstellation oft bereits vorhanden – sie muss nur aktiviert und mit einem klaren Ziel vernetzt werden. Ergänzend kann es sinnvoll sein, gezielt punktuelle externe Expertise einzubinden, um Umsetzungstempo, Methodenkompetenz und Ergebnisqualität von Beginn an zu stärken – besonders, wenn intern noch wenig KI-Erfahrung vorhanden ist.
Mein Fazit: Statt auf neue Systeme zu warten, kann mit vorhandenen Ressourcen gestartet werden. Entscheidend ist die richtige Kombination aus konkretem Use Case, schlanker Toolwahl und klar definierten Rollen – ergänzt durch gezieltes Know-how dort, wo es Wirkung entfaltet.
Der richtige Use Case: „PowerPoint-Thema“ oder echte Entlastung
Was einen guten KI-Piloten ausmacht – und warum der erste Anwendungsfall über den weiteren Erfolg entscheidet.
Der erste Use Case ist mehr als ein Testlauf – er ist die Grundlage für Akzeptanz, Lernkurve und Weiterentwicklung. Ein gut gewählter Einstieg entscheidet darüber, ob KI im Unternehmen als „PowerPoint-Thema“ oder als echte Entlastung wahrgenommen wird.
Fünf Kriterien für einen wirkungsvollen KI-Piloten:
- Hoher manueller Aufwand
Prozesse mit repetitiven Tätigkeiten bieten oft den schnellsten Hebel. Dazu zählen z. B. das Zusammenfassen von Informationen, Bearbeiten von Anfragen, oder das Vorbereiten von standardisierten Texten und Berichten. - Klare Datenbasis
Je strukturierter die Ausgangsdaten, desto einfacher der Einstieg. Ideale Formate sind E-Mails, Word-Dokumente, PDF-Formulare oder Tabellen – alles, was bereits digital vorliegt und ohne zusätzliche Datenprojekte zugänglich ist. - Spürbarer Nutzen, ohne hohem Risiko
Der Pilot sollte sichtbaren Mehrwert erzeugen, ohne gleich kritische Prozesse zu betreffen. Es geht nicht um Kernsysteme – sondern um Bereiche, in denen KI entlastet, nicht gefährdet. - Wiederholbarkeit und Übertragbarkeit
Der Pilot sollte sich nicht nur einmal umsetzen lassen, sondern ein Muster für weitere Anwendungen liefern. Idealerweise lässt sich die Lösung mit geringen Anpassungen in anderen Abteilungen einsetzen. - Akzeptanz im Team
Entscheidend ist, dass der Anwendungsfall nicht nur technisch sinnvoll, sondern auch kulturell anschlussfähig ist. Teams müssen verstehen, wie die KI unterstützt – nicht ersetzt. Gerade operative Fachbereiche sind hier starke Verbündete.
Typische Beispiele aus der Praxis:
- Vertrieb: Angebotsautomatisierung, E-Mail-Zusammenfassungen, CRM-Notizen generieren
- HR: Lebensläufe clustern, Interviewnotizen strukturieren, Stellenanzeigen analysieren
- Einkauf: Lieferantenkommunikation vorstrukturieren, Ausschreibungen vorbewerten
- Kundenservice: Tickets kategorisieren, Antwortvorschläge erstellen, FAQs automatisieren
Mein Fazit: Der ideale KI-Use Case ist klein genug, um schnell umgesetzt zu werden– und groß genug, um Wirkung zu zeigen. Wer hier gezielt auswählt, baut nicht nur ein Pilotprojekt, sondern ein reproduzierbares Modell für KI-Nutzung im Unternehmen.
Schritt-für-Schritt zum ersten KI-Pilot
Ein klarer Ablauf vermeidet Reibung, schafft Orientierung – und liefert in wenigen Wochen erste Resultate.
Der Aufbau eines KI-Piloten ist kein IT-Projekt, sondern ein Umsetzungsformat. Mit einem strukturierten Vorgehen lassen sich erste Anwendungen in wenigen Tagen skizzieren und innerhalb weniger Wochen produktiv testen. Entscheidend ist, dass Fachlichkeit und Umsetzung eng verzahnt bleiben – und kein unnötiger Overhead entsteht.
Schritt 1: Ziel und Erfolgskriterium definieren
Was soll erreicht werden? Geht es um Zeitersparnis, Qualität, Transparenz oder neue Erkenntnisse? Ohne klares Ziel ist jeder Prototyp ein Blindflug. Wichtig: Das Erfolgskriterium muss einfach messbar sein (z. B. „Bearbeitungszeit pro Fall halbiert“ oder „Kategorisierung zu 90 % korrekt“).
Schritt 2: Use Case skizzieren (Input/Output)
Welche Daten fließen ein? Was soll am Ende herauskommen? Idealerweise reicht eine simple Input-Output-Darstellung auf einer Seite. Beispiel: „Eingehende E-Mail → Extraktion von Produktnummer und Anliegen → Antwortvorschlag mit Bestellstatus.“
Schritt 3: Tool auswählen & Zugriff klären
Für den ersten Prototyp genügen oft frei verfügbare Tools wie ChatGPT, Microsoft Copilot, M365 oder Notion AI. Wichtig ist: Wer hat Zugriff? Gibt es Datenschutzvorgaben? Im Zweifel mit einer Testumgebung starten.
Schritt 4: Prompts / Automatisierung definieren
Wie spricht die KI mit den Daten? Werden Prompts manuell eingegeben oder automatisiert ausgelöst? Je nach Use Case kann ein simpler Prompt ausreichen – oder eine Integration in bestehende Tools notwendig sein.
Schritt 5: Testlauf im kleinen Kreis
Start mit einer Handvoll typischer Fälle. Dabei: mitprotokollieren, was funktioniert – und was nicht. Kein Perfektionsanspruch, sondern schnelles Feedback. Ggf. externe Begleitung zur Validierung und Feinjustierung.
Schritt 6: Feedback sammeln & Wirkung messen
Was bringt die KI-Lösung konkret? Rückmeldungen aus dem Fachbereich sind Gold wert – vor allem zu Genauigkeit, Akzeptanz und echten Entlastungspotenzialen. Parallel: einfache Erfolgsmessung (z. B. Vergleich mit vorherigem Aufwand).
Schritt 7: Lessons Learned & Skalierung prüfen
Was lief gut? Was lässt sich optimieren? Und wo gibt es ähnliche Prozesse mit gleichem Muster? Hier entscheidet sich, ob aus dem Piloten ein skalierbares Modell wird.
Mein Fazit: Mit einem klaren Ablauf und schlanker Umsetzung lässt sich ein KI-Pilot in weniger als 6 Wochen realisieren – ohne langwierige Planung, aber mit sichtbarem Nutzen für den Fachbereich.
Rollen & Verantwortlichkeiten im Pilot
Klare Zuständigkeiten sorgen für Tempo, Qualität und Entscheidungsfähigkeit – auch ohne großes Projektsetup.
Ein KI-Pilot braucht kein neues Organigramm. Aber er braucht Klarheit: Wer entscheidet? Wer testet? Wer setzt um? Gerade im Mittelstand entstehen viele Verzögerungen nicht durch technische Hürden – sondern durch Unklarheit in der Zusammenarbeit. Die gute Nachricht: Für einen funktionierenden Pilot reicht ein schlankes, dreiköpfiges Setup.
Das minimale, wirkungsvolle Pilot-Team:
Rolle | Aufgabe | Typisches Profil |
---|---|---|
Sponsor | Priorisiert das Thema, schützt Zeit und Ressourcen | Geschäftsführung, Bereichsleitung |
Use Case Owner | Kennt den Prozess, liefert reale Daten & Feedback | Teamleitung, operative Führungskraft |
KI-Enabler | Implementiert, testet und optimiert die Lösung | IIT-affine Fachkraft, Digital Scout oder externer Sparringspartner mit Umsetzungserfahrung |
Je nach Verfügbarkeit kann der KI-Enabler intern besetzt werden – oder temporär extern ergänzt werden, etwa durch erfahrene Umsetzungsbegleitung. Wichtig ist nicht die interne Kapazität, sondern die Fähigkeit zur schnellen Validierung und Anpassung.
Warum diese Struktur funktioniert:
- Der Sponsor sichert Verbindlichkeit und Priorität, ohne sich ins Tagesgeschäft einzumischen.
- Der Use Case Owner bringt das Praxiswissen ein, das für zielgerichtetes Prompting und Testfälle unerlässlich ist.
- Der Enabler übersetzt Anforderungen in konkrete KI-Interaktionen – sei es per Prompt, per Tool oder in automatisierten Abläufen.
Diese Rollenverteilung vermeidet unnötige Abstimmungsschleifen, schafft Eigenverantwortung und sorgt dafür, dass technische Umsetzung und fachliche Realität zusammenfinden.
Mein Fazit: Wer klare Verantwortlichkeiten definiert, beschleunigt nicht nur die Umsetzung – sondern auch die Lernkurve im Unternehmen. Drei fokussierte Rollen reichen aus, um den ersten KI-Piloten erfolgreich zu realisieren.
Tools & Vorlagen, die sofort nutzbar sind
Nicht jedes Projekt braucht neue Software. Oft reicht eine kluge Kombination bewährter Werkzeuge – und ein paar strukturierte Vorlagen.
Die technologische Einstiegshürde für einen KI-Piloten ist heute niedrig. Was zählt, ist nicht die Komplexität der Tools – sondern ihre Passung zum Use Case. Für viele Anwendungsfälle im Mittelstand genügen vorhandene Programme und leicht zugängliche Plattformen. Kombiniert mit praxiserprobten Vorlagen entsteht ein Setup, das innerhalb von Tagen in den Test gehen kann.
Typische Tools für den Einstieg:
- ChatGPT / Claude / Gemini
Für das Verarbeiten und Generieren von Sprache, Analysen, Textzusammenfassungen, Vorschlägen – per Web-Interface oder API. - Microsoft 365 / Google Workspace
Zur Integration in den Arbeitsalltag – z. B. KI-gestützte Textvorschläge in Outlook, Word, Excel oder Google Sheets. - No-Code Plattformen wie Make, Zapier oder n8n
Um einfache Automatisierungen zu bauen – z. B. „Neue E-Mail → zusammenfassen → in Notion speichern“. - Miro / Notion / Confluence
Für kollaborative Dokumentation von Prompts, Feedback, Erkenntnissen aus dem Piloten.
Vorlagen, die den Start beschleunigen:
- Prompt-Vorlage zur Textanalyse / Informationsverdichtung
Ideal für erste Tests mit E-Mails, Dokumenten, Meeting-Notizen. - One-Pager für Rollen-Briefing im Pilot-Team
Enthält: Ziel des Piloten, Rollenbeschreibung, Kommunikationskanäle, Review-Zyklen. - Erfolgsmessungs-Dashboard (Excel/Google Sheets)
Ermöglicht einfache Nachverfolgung von Bearbeitungszeit, Trefferquote, Teamfeedback. - Beispiel-Use-Case „Meetingnotizen automatisieren“
Mit konkreter Inputstruktur, Beispiel-Prompts und Bewertungsmatrix.
Diese Hilfsmittel reduzieren den Initialaufwand, beschleunigen das Onboarding und schaffen Transparenz – sowohl im Projektteam als auch gegenüber der Führungsebene.
Mein Fazit: Mit wenigen, gezielt eingesetzten Tools und schlanken Vorlagen lässt sich ein Pilot realisieren, der zeigt: KI ist machbar, produktiv und wirksam – heute, nicht irgendwann.
Fazit: Jetzt starten, statt warten
KI im Mittelstand beginnt nicht mit einem Strategiepapier – sondern mit einem Pilot, der Wirkung zeigt.
Der beste Moment, um mit KI zu starten, ist nicht nach dem nächsten Software-Rollout, nicht nach der nächsten Budgetrunde – sondern jetzt. Die Technologie ist bereit. Die Use Cases sind da. Und der Handlungsspielraum ist so groß wie selten.
Wer heute startet, sichert sich nicht nur einen Erfahrungsvorsprung, sondern auch die Deutungshoheit im eigenen Unternehmen: Wie wollen wir KI nutzen? Wo bringt sie echten Nutzen? Und wie gestalten wir sie im Alltag?
Ein einfacher Pilot beantwortet diese Fragen mit Ergebnissen statt PowerPoint – und legt den Grundstein für eine skalierbare, verantwortungsvolle KI-Nutzung. Mit minimalem Risiko, aber maximaler Lernkurve.
Nächste Schritte – konkret und machbar:
- Ziel definieren.
- Use Case auswählen.
- Kleines Team aufsetzen.
- In kürzester Zeit zum ersten Prototyp.
Wer Wirkung zeigen will, muss nicht warten, bis alles perfekt ist. Sondern anfangen – mit dem, was da ist. Jetzt!
Mein Fazit: Der Einstieg in KI ist kein Mammutprojekt, sondern eine Führungsentscheidung. Klein starten, schnell lernen, gezielt ausbauen – so entsteht echte Wirkung.
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