Sie haben GPT-4, Copilot oder Claude im Unternehmen eingeführt – aber die Ergebnisse sind mal brillant, mal beliebig? Willkommen im Alltag ohne Prompt Engineering. Denn der Unterschied zwischen Spielerei und produktivem Einsatz liegt selten am Modell – sondern fast immer am Input.
Prompt Engineering ist für KI das, was gutes UX-Design für Software ist: der entscheidende Hebel, ob Menschen (und in diesem Fall Maschinen) zuverlässig das Richtige tun. Genau deshalb gehört es auf die Agenda von Entscheidern.

Inhaltsverzeichnis
- Was ist Prompt Engineering – und warum reicht „frag mal ChatGPT“ nicht?
- Das Problem: Fehlende Prompt-Kompetenz
- 3 Prinzipien für effektives Prompt Engineering im Unternehmen
- Quick Start für Fachabteilungen: So organisiert ihr euer Prompt Engineering
- Fazit: Prompt Engineering ist der Unterschied zwischen KI-Experiment und Produktivitäts-Booster
Was ist Prompt Engineering – und warum reicht „frag mal ChatGPT“ nicht?
Ein Prompt ist mehr als eine Frage. Er ist eine strukturierte Anweisung, mit der Sie ein Sprachmodell steuern – mit klarer Zielsetzung, Kontext und gegebenenfalls Rollenverteilung.
Gute Prompts:
- definieren, was erwartet wird (z. B. Analyse, Zusammenfassung, Neuentwurf),
- strukturieren die Antwort (Formatvorgaben, Tonalität, Zielgruppe),
- nutzen Beispiele oder Rahmenbedingungen („Du bist ein Recruiter“, „maximal 200 Wörter“).
Beispiel:
Schlecht: „Erklär mir das nochmal.“
Gut: „Erkläre mir den Businessnutzen von Prompt Engineering in 3 Bulletpoints, als ob ich CFO eines mittelständischen Maschinenbauers bin.“
Das Problem: Fehlende Prompt-Kompetenz
Viele Unternehmen führen Tools wie Microsoft Copilot flächendeckend ein – übersehen dabei aber einen entscheidenden Engpass: den Prompt Gap. Mitarbeitende wissen oft nicht, wie sie präzise mit KI kommunizieren sollen.
Die Folge:
schwankende Ergebnisse, sinkende Akzeptanz – und der Eindruck, dass KI nicht funktioniert.
Dabei fehlt meist nur das richtige Briefing.
Die Lösung:
Prompt Engineering als Skill, der systematisch im Unternehmen aufgebaut wird.
3 Prinzipien für effektives Prompt Engineering im Unternehmen
1. Kontext vor Kreativität – die KI braucht Klarheit, nicht Ratespiele
Ein Sprachmodell denkt nicht mit – es kombiniert Wahrscheinlichkeiten. Deshalb liefert ein Prompt ohne Kontext meist beliebige Ergebnisse.
Was die KI wissen muss: Worum geht’s? Für wen? Was ist das Ziel?
Beispiel:
Statt: „Fasse diesen Bericht zusammen.“
Besser: „Fasse diesen Bericht für die Vertriebsleitung zusammen – mit Fokus auf Kundenfeedback und Handlungsempfehlungen.“
2. Modular statt Monolith – Aufgaben kleinschneiden
Lange, unstrukturierte Prompts sind fehleranfällig.
Die Lösung: Prompt Chaining – also Aufgaben in klare Teilschritte aufteilen.
Vorteil:
Jeder Schritt ist leichter prüfbar, wiederverwendbar und besser steuerbar.
Beispiel:
- „Identifiziere die 3 Hauptaussagen im Text.“
- „Bewerte jede Aussage aus Sicht eines Einkaufsleiters.“
- „Formuliere eine Entscheidungsvorlage auf Basis der Bewertung.“
👉 Mehr dazu im Artikel: effektive-ki-agenten-was-wirklich-funktioniert
3. Prompt-Bibliotheken etablieren – statt Einzelkämpfer-Taktik
Wenn jeder improvisiert, leidet die Qualität.
Besser: zentrale Prompt-Vorlagen für wiederkehrende Aufgaben, gepflegt von Power-Usern und verfügbar für alle.
Typische Kategorien:
- Kundenanfragen analysieren
- Meetingnotizen strukturieren
- Bewerbungen clustern
- Angebote bewerten
- etc…
Vorteil: Schnellere Ergebnisse, weniger Fehler, mehr Konsistenz im Output.
Quick Start für Fachabteilungen: So organisiert ihr euer Prompt Engineering
Ziel: In wenigen Stunden zu praxistauglichen Prompts – ohne Warten, ohne Overhead.
Schritt | Aktion | Zeitaufwand |
---|---|---|
1 | 3 typische Aufgaben identifizieren, bei denen KI unterstützen kann (z. B. Zusammenfassen, Vorstrukturieren, Textvorschläge) | 30 Minuten Teamrunde |
2 | Für jede Aufgabe 2–3 Prompts formulieren und testen – im realen Arbeitskontext | 1–2 Stunden gemeinsam ausprobieren |
3 | Die besten Prompts dokumentieren – mit Ziel, Beispielinput und Outputformat | 30 Minuten pro Prompt, z. B. in Notion oder Excel |
4 | 1–2 „Power User“ benennen, die Feedback sammeln, Prompts verfeinern und Wissen teilen | laufend, max. 1 Tag Einarbeitung |
5 | Eine einfache Prompt-Bibliothek anlegen, z. B. nach Anwendungsfällen oder Teamrollen sortiert – und regelmäßig erweitern | fortlaufend, als Teil der Teamroutine |
💡 Tipp: Nutzt vorhandene Tools wie Excel, Notion, Miro oder euer Wiki-System. Perfektion ist nicht entscheidend – Sichtbarkeit und Praxisnähe schon.
Fazit: Prompt Engineering ist der Unterschied zwischen KI-Experiment und Produktivitäts-Booster
Wenn Ihre Teams KI nicht nur ausprobieren, sondern wirklich nutzen sollen, brauchen sie zwei Dinge: klare Anwendungsfälle und präzise Prompts. Alles andere ist Kosmetik – statt echter Wirkung.
Moderne Führung entsteht dort, wo KI nicht als Vision verkauft wird, sondern praktisch funktioniert – weil die Voraussetzungen stimmen: Kontext. Struktur. Anleitung.
Jetzt ist der Moment für alle, die Verantwortung übernehmen, statt auf das nächste Modell zu warten.
Nicht später. Nicht irgendwann.
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